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Devisenbeschränkungen für westdeutsche Auslandstouristen — Ein Rezept zum Abbau des Leistungsbilanzdefizits?

Prof. Dr. Georg Bleile (Fachhochschule Heilbronn Fachbereich Touristik Max Planck Strasse D‐71 Heilbronn)

The Tourist Review

ISSN: 0251-3102

Article publication date: 1 March 1981

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Abstract

Erstmals seit vielen Jahren geriet die Leistungsbilanz der BR‐Deutschland im Jahr 1979 mit 10 Mrd DM in eine Defizitposition, im Jahr 1980 stieg das Leistungsbilanzdefizit auf 28 Mrd DM an. Ein erheblicher Teil dieser hohen Leistungsbilanzdefizite musste durch Rückgriff auf die Währungs‐reserven der Deutschen Bundesbank finanziert werden. Nachdem die deutschen Gold‐ und Devisenreserven bis zum Jahr 1979 aufgrund nachhaltiger Ueberschüsse in der Leistungsbilanz ständig gestiegen waren, beurteilten viele Beobachter in Deutschland die negative Entwicklung der Leistungsbilanz des Jahres 1980 als ein sehr bedrohliches Alarmzeichen. Um einen weiteren Verlust von Devisenreserven in der Zukunft zu verhindern, wurde insbesondere von einigen Politikern die Forderung nach einer Devisenbeschränkung für westdeutsche Touristen, die ins Ausland reisen wollen, in die öffentliche Diskussion eingebracht. Der in den vergangenen Jahren unaufhaltsam wachsende Strom von westdeutschen Auslandsreisenden, in Zeiten steigender Devisenüberschüsse von den deutschen Wirtschaftspolitikern nicht ungern gesehen, war einigen Leuten nun plötzlich ein Dorn im Auge. Tatsächlich sind die Westdeutschen seit 1973 Rekordhalter bei den internationalen Touris‐musausgaben. Im vergangenen Jahr gaben westdeutsche Touristen im Ausland rund 38 Mrd DM aus. Gleichzeitig betrugen die Deviseneinnahmen von ausländischen Touristen in der BR‐Deutschland nur etwa 12 Mrd DM. Der Passivsaldo der Reiseverkehrsbilanz kletterte in den siebziger Jahren sprunghaft von 5,4 Mrd DM (1970) auf ca. 26 Mrd DM (1980). Die näherungsweise grössenmässige Gleichheit von Leistungsbilanzdefizit und Passivsaldo der Reiseverkehrsbilanz im Jahr 1980 dürfte den Gedanken an eine Devisenbeschränkung für Auslandsreisen sehr stimuliert haben. Ist die Ansicht ökonomisch begründet, dass mit Hilfe einer Beschränkung von Reisedevisen das deutsche Leistungsbilanzdefizit wirksam reduziert werden kann?

Citation

Bleile, G. (1981), "Devisenbeschränkungen für westdeutsche Auslandstouristen — Ein Rezept zum Abbau des Leistungsbilanzdefizits?", The Tourist Review, Vol. 36 No. 3, pp. 15-24. https://doi.org/10.1108/eb057839

Publisher

:

MCB UP Ltd

Copyright © 1981, MCB UP Limited

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